EU-AML Countdown: Was jetzt wichtig wird

Mit dem neuen EU-Geldwäschepaket kommen tiefgreifende regulatorische Veränderungen auf Unternehmen in Europa zu.
May 27, 2025
Morten Höher

Die Uhr tickt: Mit dem neuen EU-Geldwäschepaket kommen tiefgreifende regulatorische Veränderungen auf Unternehmen in Europa zu. Die Umsetzungsfrist bis 2027 klingt auf den ersten Blick noch weit entfernt, doch die Anforderungen sind komplex, vielschichtig und erfordern bereits heute gezielte Vorbereitungen. Im Rahmen eines Webinars mit rund 50 Teilnehmenden aus Banking, Fintech, Payments und Beratung diskutierten Experten von Sinpex und Annerton diesen Monat praxisnah über den aktuellen Stand, kommende Pflichten und Umsetzungsempfehlungen.

Status Quo: Neue Behörden, neue Anforderungen

Sebastian Glaab (Annerton) ordnete zunächst die aktuelle regulatorische Landschaft ein. Mit der Verabschiedung der neuen EU-AML-Verordnung (EU 2024/1624) steht fest: Die europäische Anti-Geldwäsche-Politik wird zentralisiert und verstärkt. Mit der AMLA entsteht eine neue EU-Aufsichtsbehörde mit Sitz in Frankfurt. Sie soll direkt für große Marktteilnehmer zuständig sein und den Druck auf nationale Aufsichten erhöhen.

Neu ist insbesondere die Integration von Themen wie Finanzsanktionen sowie die Stärkung der Rechenschaftspflicht von Unternehmen. Glaab warnte: "Viele technische Standards stehen noch aus, aber schon jetzt ist klar: Die Dokumentations- und Nachweispflichten steigen massiv."

Pain Points: Warum Excel keine Lösung mehr ist

Camillo Werdich (Sinpex) schilderte eindrücklich die Praxisperspektive: "Viele Unternehmen arbeiten noch immer mit Excel und CRM-Systemen ohne standardisierte Datenmodelle. Das reicht künftig nicht mehr aus."

Vor allem bei der UBO-Ermittlung (Ultimate Beneficial Owner) besteht akuter Handlungsbedarf. Die BaFin stellte in ihren Auslegungshinweisen (Nov. 2024, Kap. 5.2.3.2) klar: Die ausschließliche Nutzung von Drittquellen wie Datenbanken oder Auskunfteien reicht nicht mehr aus. Gefordert sind Primärquellen wie Handelsregister und Gesellschafterlisten.

Ein weiteres Problem: Die fehlende Automatisierung erschwert Nachvollziehbarkeit, Audit-Trails und Evidenzbildung.

Anforderungen bis 2027: Strategisch handeln

Risikobasierter Ansatz, kürzere Review-Zyklen, neue Rollenverteilung zwischen AMLA und nationalen Aufsichten – die Liste konkreter Anforderungen ist lang.

Glaab riet zur strukturierten Gap-Analyse und Anpassung der "schriftlich fixierten Ordnung". Der Aufwand ist erheblich, wie auch eine Live-Umfrage unter den Webinar-Teilnehmern zeigte:

Wie viel Mehraufwand verursacht das EU-AML-Paket?
• 64% erwarten 10–50% Mehraufwand
• 25% rechnen mit 50–90% Mehraufwand
• Nur 7% gehen von keinem spürbaren Mehraufwand aus

Erwarteter Mehraufwand durch das EU-AML-Paket

Werdich betonte zudem die strategische Bedeutung: "Compliance wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. Wer heute in skalierbare Prozesse investiert, ist morgen schneller und sicherer aufgestellt."

Praxisblick: Erfolgsfaktor Evidenz

Ein zentrales Stichwort des Webinars: Evidenz. Gemeint ist die belastbare Nachvollziehbarkeit aller AML-relevanten Prozesse. Artikel 55 der EU-AML-Verordnung fordert, dass alle relevanten Informationen so dokumentiert werden, dass sie für Prüfungen oder Ermittlungen lückenlos nachvollzogen werden können.

Werdich formulierte es deutlich: "Ohne sauberen Datenhaushalt, zentrale Systeme und automatisierte Dokumentation wird das nicht funktionieren."

Auch die Teilnehmerumfrage zeigte klare Tendenzen:

Wie gut fühlen sich die Teilnehmenden aktuell vorbereitet?
• 68% antworteten: "teilweise vorbereitet"
• 14%: "gar nicht gut"
• 18%: "ganz gut"

Grad der Vorbereitung auf das neue EU-AML-Paket

Was ist aktuell die größte Herausforderung im AML-Prozess?
• 40%: Technische Anpassung bestehender Systeme
• 20%: Nachweisführung und Dokumentation
• 17%: UBO-Ermittlung
• 13%: Risikobewertung
• 3%: Fristenmanagement

Größte Herausforderungen im Rahmen des EU-AML-Pakets

Fazit: Der richtige Zeitpunkt ist jetzt

"Ist ja noch Zeit bis 2027" – diese Haltung könnte sich rächen. Die Experten waren sich einig: Jetzt ist der Moment, um Lücken zu identifizieren, Prozesse anzupassen und interne Verantwortung klar zu verteilen. Das Webinar zeigte: Die Herausforderungen sind groß, aber mit der richtigen Mischung aus rechtlicher Klarheit, technologischer Unterstützung und interner Struktur lassen sich Compliance-Risiken in echte Wettbewerbsvorteile umwandeln. Die Aufzeichnung des Webinars kann über diesen Link angefragt werden. 

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